Thomas Wick

Räume und Coworking Spaces – Teil 3 und 4

Vor Kurzem habe ich die Formulierung gehört:

Ein Coworking Space ist ein Raum, der durch diejenigen gestaltet wird, die dort arbeiten.

Die Aussage aus der Wirkungsrichtung des Raumes lautet:

Räume prägen Menschen

  • Welche Bedeutung haben diese Aussagen in Bezug auf ein Coworking Space?
  • Was bedeutet dies für die Vorgehensweise und den Betrieb eines Coworking Space?
  • Wie werden sich die Sichtweisen und Wirkungen in Bezug auf die weitere Entwicklung der Arbeitswelt verändern?

Viele spannende Aspekte, die wiederum weitere interessante Fragen aufwerfen. In den folgenden vier Abschnitten (Der physische Raum, Der virtuelle Raum, Der Blick in die Glaskugel, Resümee) werde ich meine Gedanken und Einschätzungen darstellen.

Teil 3 – Der Blick in die Glaskugel

In der aktuellen Zeit besteht in vielen Coworking Spaces ein großer Wunsch der Nutzer auf “Vereinzelung”. Eine Auswirkung der Pandemie und der Vielzahl an Videokonferenzen, mit denen die Kommunikation in den Organisationen bei mobiler und dezentraler Arbeit aufrechterhalten wird. Dienstreisen für Kurzzeit-Termine werden auf ein Minimum reduziert und durch Online-Termine ersetzt werden. Diejenigen Coworking Spaces, die neben einer wieder verstärkten, persönlichen Zusammenarbeit und Nähe ergänzende Lösungen, wie zum Beispiel die technische Voraussetzung für hybride Konferenzen anbieten können, werden davon profitieren.

In den kommenden Monaten wird der Bedarf nach Räumen für Teamsitzungen und Events wieder steigen. Die Menschen wünschen sich als ein Element ihrer Arbeitsstruktur diesen unmittelbaren Kontakt. Die Kollegen wieder “zu spüren”, auf nonverbale Kommunikation zu achten, die kleine gemeinsame Pause vor der Tür – das alles hat gefehlt und wird wieder eingefordert.

Parallel ist in den letzten Monaten der Wunsch nach Teilbereichen für Video-Konferenzen und längeren Telefonaten erheblich gestiegen. Hier sind räumliche Vorkehrungen zu treffen, die diese Anforderungen (mit) erfüllen können.

Kleinere Coworking Spaces werden sich dabei entscheiden müssen, welches Raumkonzept sie weiterhin verfolgen, bzw. sie werden u.U. nicht mehr allen Wünschen aller Coworker*innen zu allen Zeiten entsprechen können.

Die Zukunft wird es wahrscheinlich zeigen, dass mehrere Arbeitsmodelle gemeinsam und parallel gut existieren können. Die Vielfalt, die in der letzten Zeit erprobt und erlebt wurde, wird sich nur schwer wieder einfangen lassen. Ich erwarte, dass den Betreiber*innen von Coworking Spaces damit mehr Flexibilität abgefordert wird und sie sich jeweils zeitnah positionieren müssen. Die Räume wirken über ihr Angebot und die Community wird entscheiden, ob dies eine für sie ansprechende Arbeitsumgebung ist.

Wie oben bereits angeführt, bietet sich daraus für Coworking Spaces auch die Option, hybride Konferenzen über die entsprechende Technik, anzubieten. Eine Nachfrage, die zurzeit beginnt und sicher zunehmen wird, da sie verschiedene positive Effekte miteinander verbindet. Hybride Konferenzen stellen Anforderungen, müssen organisiert und sollten moderiert werden. Eine Chance auch für kleine Coworking Spaces mit der erforderlichen technischen Ausstattung.

Teil 4 – Resümee: Räume prägen Menschen

Räume wirken, Räumlichkeiten von Coworking Spaces wirken. Dies wird ein enormer Vorteil für diejenigen sein, die sich mit ihrem Space schnell an neue Arbeitssituationen, Anforderungen und technische Neuerungen anpassen können. Coworking Spaces können das Beste aus zwei Welten, dem Büro und dem Homeoffice verbinden und noch darüber hinaus wichtige Aspekte ergänzen.

Bestimmte Tätigkeiten und Arbeitszeiten werden auch langfristig an einem von den Arbeitgebern*innen gestellten Raum, langläufig “dem Büro” ausgeführt werden müssen. Dabei wird sich aber die Frage stellen, ob für alle Mitarbeiter*innen jeweils ein Büro bzw. ein fester, eigener Arbeitsplatz erforderlich ist. Wenn, wie zurzeit, ein Teil des Personals an den Büro-Arbeitsplätzen rolliert, sind bestimmte Kapazitäten obsolet. Der Wunsch nach Home-Office wird dann nicht nur ein Wunsch der Beschäftigten sein, sondern auch von Seiten der Arbeitgeber*innen forciert werden.

Auch in der Zukunft wird Homeoffice nicht für alle Beschäftigten aus den oben genannten Gründen leicht umsetzbar, vielleicht auch nicht gewünscht sein. Die räumliche Trennung von Wohnen und Arbeit ist von einigen auch gewünscht und für ihre persönliche Strukturierung erforderlich. Hier kann die Nutzung eines Coworking Space ein zielführender Ansatz sein. Beschäftigte, die ein solches, nahe an ihrem Wohnort vorhandenes Coworking Space nutzen, sparen an diesen Tagen der Woche den Weg zum Büro mit Auto oder ÖPNV. Der Zeitvorteil ist für viele Arbeitnehmer*innen erheblich.

Soweit Coworker*innen im cobaas als Pendler*innen von Preetz nach Kiel den Arbeitsweg an einem Tag in der Woche einsparen, würden etwa als 2.000 PKW-km eingespart werden können. In den kommenden Tagen wird eine Arbeitnehmerin mit Wohnort in Preetz und Arbeitsort in Eckernförde einen Test-Tag machen. Rechnet man auf diese Entfernung, ist die km-Einsparung mehr als doppelt so groß. Ein klarer Pluspunkt für den Aspekt der Nachhaltigkeit. Deutlicher wird der persönliche Mehrwert, ein ortsnahes Coworking Space zu nutzen, wenn der Zeitfaktor betrachtet wird. Für die Fahrt Preetz – Eckernförde benötigt diese Arbeitsnehmerin mindestes eine Stunde jeweils für Hin- und Rückfahrt. Bei der Kalkulation von 50 Arbeitswochen ergibt dies 100 Stunden oder fast 4,2 Lebenstage Fahrzeit in einem Jahr.

Die Aussage “Räume prägen Menschen” zeigt also eine Wirkung auf. Betrete ich ein Coworking Space mit einer offenen, einladenden Atmosphäre, mit Inspirationen und einer Gestaltungsvielfalt, werde ich mich wohlfühlen, wenn dies auch meinem Mindset entspricht. Die Atmosphäre konkurriert mit dem Wohlfühlfaktor im Homeoffice und dem im Büro. Kürzlich hat jemand formuliert: “Der Geist ist aus der Flasche”. Mitarbeiter*innen, die in den letzten Monaten bewiesen haben, dass in vielen Situationen eine mobile Arbeit möglich ist, werden dies nicht vergessen und entsprechende Optionen seitens der Arbeitgeber*innen einfordern. Ein Prozess, den die Betreiber*innen von Coworking Spaces mit einem ansprechendem Raumangebot erfolgreich für sich entscheiden können.

Wichtig hierbei bleibt immer, dass es bei einem “Coworking Space” bleibt, welches diese Bezeichnung auch verdient. Einer der Grundsätze ist Zusammenarbeit und Austausch und hierfür benötigt es dann auch den entsprechenden Raum.

Und noch eine weitere Wirkung, aber dies dann vielleicht für eine Fortsetzung: Menschen prägen Räume, aber auch Räume prägen Menschen und diese Menschen untereinander wiederum die Community.

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