Thomas Wick

Räume und Coworking Spaces – Teil 1

Vor Kurzem habe ich die Formulierung gehört:

Ein Coworking Space ist ein Raum, der durch diejenigen gestaltet wird, die dort arbeiten.

Die Aussage aus der Wirkungsrichtung des Raumes lautet:

Räume prägen Menschen

  • Welche Bedeutung haben diese Aussagen in Bezug auf ein Coworking Space?
  • Was bedeutet dies für die Vorgehensweise und den Betrieb eines Coworking Space?
  • Wie werden sich die Sichtweisen und Wirkungen in Bezug auf die weitere Entwicklung der Arbeitswelt verändern?

Viele spannende Aspekte, die wiederum weitere interessante Fragen aufwerfen. In den folgenden vier Abschnitten (Der physische Raum, Der virtuelle Raum, Der Blick in die Glaskugel, Resümee) werde ich meine Gedanken und Einschätzungen darstellen.

Der physische Raum

Bereits bei der Gründung eines Coworking Space ist entscheidend, welches Gestaltungs- und Einrichtungskonzept verfolge ich. Gebe ich “den Raum” mit meinen Ideen und Vorstellungen als fertig vor oder entwickle ich das Konzept für das Coworking Space gemeinsam mit potenziellen Nutzer*innen.

In der Beratung für neu zu gründende Coworking Spaces wird oftmals die Empfehlung gegeben, noch nicht alles in Bezug auf Einrichtung, Service und Technik bis zum Ende festzuschreiben. Eine ordentliche Grundausstattung ist für den Start selbstverständlich erforderlich. Aber mit den ersten Coworker*innen werden Wünsche und Anforderungen deutlich, die abhängig von dem jeweiligen Tätigkeitsfeld der Nutzer*innen sind. Folgt man diesem Ansatz, ist eine gemeinsame nach-und-nach Gestaltung die Folge.

Voraussetzung ist dabei, dass zumindest eine “Rumpf-Community” besteht. Der Gestaltungsvorgang ist breiter und demokratischer, aber wahrscheinlich auch ein wenig anstrengender, zumindest zeitaufwändiger. Ein positiver Effekt: die Start-Community identifiziert sich deutlich mit “ihrem Werk” und wird dies auch nach außen tragen. Ebenfalls beachtenswert ist auch, sofern dieser Prozess ernst genommen wird, man als Betreiber*in eingeschränkt ist, eigene Vorstellungen umzusetzen.

Berücksichtigt werden muss jedoch auch, dass sich die Community im Laufe der Zeit verändert. Es besteht keine Garantie, dass die “Einrichtungs-Coworker*innen” in den folgenden Jahren weiterhin dabei sind. Bei dieser Vorgehensweise sollte seitens der Betreiber*innen weiter kalkuliert werden, dass in einem Coworking Space immer eine gewisse Fluktuation herrschen wird.

Alternativ ist der Fall, bei dem ich als Betreiber*in das Raumkonzept, Möblierung sowie die gesamte Ausstattung vorgebe. Hier schaffe ich ein Coworking Space, in dem sich die Nutzer*innen wohlfühlen werden, die dies akzeptieren, es begrüßen und sich in diesem Ambiente wohlfühlen. Die Anziehungskraft des Space ist entsprechend stark. Es wird von Seiten des Community-Managements “gelebt” und bietet ein deutliches Zeichen nach außen. Die Wirkung auf die verschiedenen potenziellen Nutzer*innen ist beabsichtigt – es sortiert sich.

Interessant wäre eine Überprüfung, in welcher Form sich die jeweiligen Konzepte (gemeinsame Entwicklung versus persönliche Vorgabe) langfristig beweisen. Gebe ich als Betreiber*in ein bestimmtes Raumkonzept durch Interieur, Gestaltung und technische Ausstattung vor oder schaffe ich lediglich eine “Funktions-Insel”, bei der ich Möglichkeiten andeute und entwickle alles Weitere gemeinsam mit der Community?

Persönlich bin ich der Auffassung, dass beide Konzepte ihre individuellen Coworking Spaces hervorbringen werden und damit auch die Vielfalt und Unterschiede im Angebot aufzeigen, die so reizvoll an der Arbeit in Coworking Spaces sind.

Viele Vorteile der Arbeit in Coworking Spaces sind beschrieben. Jedoch ist auch hier die Wirkung des Raumes zu berücksichtigen. Den niederschwelligen Austausch, das mal kurz “Dampf ablassen” an der Kaffeemaschine oder die kleine Entscheidungshilfe funktionieren nur, wenn entsprechender Raum geboten werden kann.

Im meinem eigenen Coworking Space in Preetz, dem cobaas, habe ich meinen eigenen Arbeitsplatz, seit einigen Monaten in unmittelbare Nähe zu Kaffeemaschine und Kühlschrank verlegt. Es ist bemerkenswert, wie viele Kurzgespräche, Informationen und Matchingansätze so zustande kommen. Ich bin als Communitymanager präsent und immer ansprechbar. Und – da alle ja auch arbeiten müssen – ist dieser Zeitaufwand über den Tag gesehen begrenzt, der Mehrwert jedoch erheblich.

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